Formal gehört Großbritannien zu den Vorbildern in Sachen Kohleausstieg. Denn schon bis zum Jahr 2025 will das Königreich diesen realisiert haben. Deutschland ist da deutlich weniger ambitioniert und hat sich das Jahr 2038 als Ziel gesetzt. Allerdings bezieht sich die britische Ankündigung nur auf die Kohlekraftwerke. Diese müssen innerhalb der nächsten vier Jahre abgeschaltet oder umgerüstet werden. Nicht davon betroffen sind hingegen Stahlwerke. Diese dürfen zunächst auch weiterhin Kohle verfeuern. Grundsätzlich ist diese Unterscheidung durchaus sinnvoll. Denn theoretisch kann Wasserstoff den fossilen Energieträger zwar in der Stahlproduktion ersetzen. Die Technologie befindet sich aktuell aber noch im Stadium der Pilotprojekte. Es dürfte also noch einige Jahre dauern, bis eine flächendeckende Umstellung möglich ist. Zumal aktuell ohnehin nicht ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht.


In der Region wurde schon früher Kohle abgebaut

In der Praxis bringt die Unterscheidung zwischen Kohlekraftwerken und Stahlfabriken nun aber eine etwas kuriose Situation mit sich. Denn das Unternehmen West Cumbria Mining (WCM) vermutet vor der Küste der Grafschaft Cumbria 750 Millionen Tonnen Steinkohle. Im Nordwesten Englands soll daher die erste neue Kohlemine seit mehr als dreißig Jahren eröffnet werden. Vor Ort wirbt das Unternehmen vor allem mit den neu entstehenden Arbeitsplätzen. So ist die Rede von mehr als 500 neuen Jobs. Diese Argumentation trifft tatsächlich einen gewissen Nerv. Denn es handelt sich um eine traditionelle Kohleregion, in der die letzte Mine allerdings bereits 1986 geschlossen wurde. Damals gingen auf einen Schlag 3.500 Arbeitsplätze verloren – und konnten nur schwer ersetzt werden. Die lokalen Behörden genehmigten die geplante neue Mine daher bereits im Oktober vergangenen Jahres. Damit lag die Entscheidung bei der britischen Regierung, die das Projekt final absegnen musste.


Die Mine schließt spätestens im Jahr 2049

Genau dies tat nun der zuständige Minister Robert Jenrick. Damit steht der Ausbeutung der unter dem Meeresboden gelegenen Kohlevorräte nun nichts mehr im Weg. Die Planer haben zudem schon dafür gesorgt, dass die Planungen zumindest auf dem Papier mit den Klimaschutzzielen der Regierung in Einklang zu bringen sind. So soll die Kohle ausschließlich an Stahlwerke geliefert werden. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung wird somit nicht in Frage gestellt. Außerdem sollen die Vorräte nur bis zum Jahr 2049 ausgebeutet werden. Der Hintergrund: Ein Jahr später will Großbritannien das Ziel der Klimaneutralität erreicht haben. Bis dahin dürfte die Kohle aus der neuen Mine aber noch einige CO2-Emissionen verursachen. Experten gehen aktuell von 8,4 Millionen Tonnen pro Jahr aus. Die Befürworter des Projekts argumentieren allerdings ein wenig anders: Ihrer Sichtweise zufolge muss zukünftig weniger Stahlkohle aus Übersee importiert werden – was die Emissionen sogar leicht reduziert.

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