Die Suche nach Alternativen zur herkömmlichen Organspende hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Ein besonders vielversprechender Ansatz ist die Xenotransplantation, bei der Organe von Tieren auf Menschen übertragen werden. Dabei richtet sich das Interesse vor allem auf genetisch veränderte Schweinenieren, die in ersten klinischen Anwendungen bereits für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Symbolbild Fortschritte in der Xenotransplantation Die genetische Modifikation von Schweinen zielt darauf ab, Organe zu schaffen, die besser mit dem menschlichen Immunsystem kompatibel sind. Das Produkt EGEN-2784 des Biotechnologieunternehmens eGenesis aus Cambridge, Massachusetts, ist ein Beispiel für diese Entwicklung. Um die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßung durch den menschlichen Körper zu verringern, wurden im Genom der Schweine gezielte Eingriffe vorgenommen. Dabei wurden bestimmte Antigene entfernt, die sonst eine sofortige Abstoßungsreaktion auslösen könnten. Gleichzeitig wurden menschliche Gene eingefügt, die entzündungshemmend wirken und das Immunsystem regulieren. Zusätzlich wurden endogene Retroviren deaktiviert, um mögliche Risiken für den Empfänger zu minimieren. Laut Dr. Luhan Yang, einer der leitenden Forscher:innen bei eGenesis, „sollen diese Modifikationen die Sicherheit und Funktionalität der Organe verbessern und langfristig die Lebensqualität der Patient:innen erhöhen“. Schweinenieren als Option Die klinische Erprobung dieser genetisch modifizierten Schweinenieren begann 2025 mit dem 67-jährigen Patienten Tim Andrews, der zuvor über zwei Jahre auf Dialyse angewiesen war. Nach der Transplantation einer EGEN-2784-Niere konnte er die Dialyse vollständig einstellen und lebt seitdem ohne diese lebensnotwendige, aber belastende Behandlung. Einige Monate später wurde ein weiterer Patient, Bill Stewart, erfolgreich transplantiert. Der 54-Jährige konnte das Krankenhaus nur eine Woche nach dem Eingriff verlassen und benötigt seitdem ebenfalls keine Dialyse mehr. Diese ersten Erfolge zeigen, dass die Xenotransplantation nicht nur kurzfristig funktioniert, sondern das Potenzial für eine dauerhafte Lösung des Nierenversagens bei Menschen bietet. Die bisherigen Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Neben der offensichtlichen gesundheitlichen Verbesserung der Patient:innen zeigen die Eingriffe, dass die genetische Anpassung von Schweineorganen an den menschlichen Körper grundsätzlich möglich ist. Gleichzeitig liefert die Erfahrung wertvolle Daten über die immunologischen Reaktionen und die langfristige Verträglichkeit solcher Transplantate. Dr. David Cooper, ein weiterer beteiligter Forscher, betont, dass „jeder erfolgreiche Fall das Vertrauen in die Xenotransplantation stärkt und den Weg für weitere Studien ebnet“. Es ist noch ein weiter Weg Trotz der vielversprechenden ersten Ergebnisse stehen noch zahlreiche Herausforderungen bevor. Langfristige Beobachtungen sind notwendig, um die Funktionalität der transplantierten Organe über viele Jahre hinweg zu überprüfen und mögliche Spätfolgen zu erkennen. Ethische Fragen spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Tieren als Organspender. Darüber hinaus muss die breite Anwendung dieser Technologie regulatorische Hürden überwinden, um sicherzustellen, dass Sicherheit und Wirksamkeit langfristig gewährleistet sind. Dennoch bieten diese Entwicklungen Hoffnung für die Zukunft der Transplantationsmedizin. Sie könnten nicht nur den chronischen Mangel an menschlichen Organen mildern, sondern auch die Lebensqualität von Patient:innen weltweit nachhaltig verbessern. via eGenesis Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter