In den äußeren zehn Kilometern der Erdkruste steckt laut International Renewable Energy Agency (Irena) in Masdar City in den Vereinigten Arabischen Emiraten 50 000-mal mehr Energie in Form von Wärme als in allen Öl- und Gasvorkommen der Welt. Einen Teil davon will das Start-up Greenwell Energy aus Wien nutzen und beinahe zum Nulltarif erschließen. Im Visier hat es Bohrlöcher aus der Öl- und Gasgewinnung, aus denen sich nichts mehr fördern lässt, weil die Vorräte erschöpft sind. Sie ragen oft bis in eine Tiefe von 3000 Metern. Drunten ist es ganz schön warme – alle 100 Meter steigt die Temperatur um drei Grad Celsius an. An den tiefsten Stellen können durchaus 90 bis 100 Grad erreicht werden.


Prinzip der Wärmegewinnung mit Hilfe alter Bohrlöcher (Grafik: Greenwell Energy)

Gefördertes Wasser hat bis zu 70 Grad

Die Greenwell-Ingenieure wollen in diese Bohrlöcher Wasser pressen, das sich in den ausgebeuteten Gesteinsschichten verteilt und auf bis zu 70 Grad erwärmt. Aus einer zweiten Bohrung soll es wieder ans Tageslicht gefördert werden und vor allem zum Heizen von Wohnungen und Gewächshäusern genutzt werden. In Kraftwerken, in denen statt Wasser eine organische Flüssigkeit bei relativ niedrigen Temperaturen verdampft, könnte sogar Strom erzeugt werden.

Ausgediente Bohrlöcher müssen aus Gründen des Umweltschutzes und der Sicherheit verschlossen werden. Das ist gar nicht so billig. Greenwell glaubt, dass die Kosten für Anlagen zur Nutzung der Erdwärme nur wenig höher sind, aber dauerhaft Gewinn versprechen.


85.000 Bohrlöcher in der EU

In den Ländern der Europäischen Union sind 85.000 Erdöl- und Erdgasbohrungen aktiv, von denen jedes Jahr viele geschlossen werden müssen. Allein in Österreich werden pro Jahr zwischen zehn und 30 Bohrlöcher aufgegeben. Etwa jedes zehnte Loch eignet sich zur geothermischen Nachnutzung. In den kommenden 15 Jahren planen die Gründer, weltweit rund tausend Bohrlöcher umrüsten und dadurch eine Million Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.

USA fördern Projekt in Oklahoma 

In den USA unterstützt jetzt sogar die Regierung die Weiternutzung der alten Bohrlöcher. Das Energieministerium fördert ein Projekt in Oklahoma mit über acht Millionen Dollar. In dem Erdölstaat soll das warme Wasser aus der Tiefe zur Beheizung von Häusern genutzt werden. Im Sommer könnte es in Absorptionskältemaschinen zur umweltverträglichen Klimatisierung von Wohnungen und Büros genutzt werden.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.