Antibiotika waren lange Zeit die Hauptwaffe gegen bakterielle Infektionen. Nun stellen sich zunehmend besorgniserregende Resistenzen ein, die uns auf den Stand vor der Penicillin-Entdeckung zurückwerfen könnten. Fieberhaft arbeiten Forscher an Alternativen, eine davon könnten die sogenannten Phagen sein, Viren, die Bakterien befallen.


Bakteriophagen im Angriff!

11 von 20 hartnäckig Infizierte wurden geheilt

Phagen sind äußerst wählerisch, jede Art befällt nur eine ganze bestimmte Sorte Bakterien, manchmal sogar speziell einen einzigen Stamm. Das hat Vor- und Nachteile: die Bakterienviren sind nur sehr spezifisch anwendbar, können aber keine symbiontischen Bakterien, zum Beispiel im Darm, befallen oder menschliche Zellen infizieren. In der hier vorliegenden Studie hatte die Phagen-Therapie keine ersichtlichen Nebenwirkungen, heilte aber immerhin 11 von 20 hartnäckig Erkrankten. Bei vier Patienten ließ sich keine Besserung feststellen, bei den letzten fünf gab es kein eindeutiges Resultat. Die Untersuchung fand an der University of Pittsburgh unter Leitung von Graham Hatfull statt. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin »Clinical Infectious Diseases« nachzulesen.

Holger Ziehr ist als Leiter der Pharmazeutischen Biotechnologie am Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin von der Studie sehr angetan. Die hohe Heilungsquote sei in der komplexen Situation »beeindruckend«. Unter den Teilnehmern gab es sowohl Kinder als auch Erwachsene, außerdem verschiedene Krankheitsbilder und vielschichtige Infektionen. Sein Fazit: „Dieses Resultat lässt sich nicht wegdiskutieren.“


M. abscessus: ein Alptraum für Mediziner

Die Behandlung mit Bakteriophagen war im früheren Ostblock keine Seltenheit, im Westen jedoch setzte die Medizin hauptsächlich auf Antibiotika. Seit einigen Jahren wendet sich das Blatt, weil die Bakterien sich verstärkt gegen Antibiotika wappnen. Wissenschaftler wie Hatfull schießen sich zunehmend auf das alte neue Thema ein. Er selbst wählte mit seinem Team 20 Mukoviszidose-Erkrankte mit bakteriellen entzündlichen Infektionen aus. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich M. abscessus, ein Bakterium, das auf Antibiotika so gut wie nicht anspricht.

Die Patienten erhielten ihre Phagen-Einheiten über Inhalation oder per Infektion, zweimal täglich in hoher Dosis, ein halbes Jahr lang. Die Bakterien konnten sich in der Studie nicht gegen die Phagen immunisieren, in den meisten Fällen mussten sie schließlich ichen. Warum nicht jeder Teilnehmer geheilt werden konnte, ist Gegenstand weiterer Forschungen. Der gezielte Einsatz der Phagen ist die größte Herausforderung, die den Wissenschaftlern noch bevorsteht.

Quelle: welt.de

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