Israelischen Forschern ist es auf denkbar einfache Art und Weise gelungen, einen Teil des menschlichen Alterungsprozesses ins Gegenteil zu verkehren. Im Rahmen einer Studie absolvierten 35 gesunde Personen, die älter als 64 Jahre waren, 60 hyperbare Sauerstofftherapie-Sitzungen in einem Zeitraum von 90 Tagen. Vereinfacht ausgedrückt gingen sie dazu in eine Druckkammer, in der der Umgebungsdruck auf das 2,4 bis 3-Fache des Normaldrucks erhöht wurde. Dort atmeten sie über ein Schlauchsystem medizinischen Sauerstoff ein. Auf diese Weise löst sich mehr Sauerstoff in den flüssigen Bestandteilen des Bluts. Dieses grundlegende Verfahren ist schon seit den 1960er Jahren bekannt. Es kommt beispielsweise als Behandlung bei akuten Hörstörungen, dem diabetischen Fußsyndrom und anderen Krankheiten, die sich möglicherweise auf einen Sauerstoffmangel im Zellgewebe zurückführen lassen, zum Einsatz.


Zwei Prozesse konnten teilweise ins Gegenteil verkehrt werden

Der Unterschied in der nun durchgeführten Studie bestand darin, dass diesmal gesunde Personen mit der Methode behandelt wurden. Diese mussten zudem während und nach den 90 Tagen regelmäßig Blutproben abgeben. Bei der Analyse stießen die Forscher dann auf zwei ungewöhnliche Phänomene:


1. Bis zu 38 Prozent der Telomere der Probanden verlängerten sich im Laufe der Behandlungszeit. Dabei handelt es sich um die mit einer Schutzwirkung versehenen Regionen rund um die beiden Enden eines Chromosoms. Normalerweise schrumpfen diese Bereiche im Zuge des Alterungsprozess. Durch die Sauerstofftherapie konnte dieser Prozess aber offensichtlich umgekehrt werden.

2. Die Zahl der seneszenten Zellen reduzierte sich um bis zu 37 Prozent. Vereinfacht ausgedrückt sind dies ältere und nicht mehr richtig funktionierende Zellen, die sich zudem nicht mehr durch eine Teilung erneuern können. Hier ist bei älteren Menschen eigentlich ein Anstieg zu erwarten.

Die Studie dient als Basis für weitere Forschungen

Alles in allem lässt sich also sagen, dass sich zumindest die Blutzellen der Probanden im Zuge der Behandlung verjüngt haben. Grundsätzlich ist dies auch durch eine veränderte Lebensweise oder viel Training möglich. Den Angaben der Forscher zufolge sind die Effekte aber bei keiner anderen Herangehensweise so stark wie bei der jetzt durchgeführten Sauerstofftherapie. Auch pharmakologische und umweltbedingte Interventionen erzielten bisher nur deutlich weniger stark ausgeprägte Ergebnisse. Den Forschern ist aber auch bewusst, dass sie mit ihrer Studie noch längst nicht alle offenen Fragen geklärt haben. Sie sehen diese vielmehr als Basis, auf der nun andere Forschungsarbeiten aufbauen können. So würde es sich beispielsweise anbieten, ähnliche Untersuchungen über einen längeren Zeitraum und mit mehr Teilnehmern durchzuführen. Langfristig könnte es so gelingen, das gesamte Potenzial der hyperbaren Sauerstofftherapie im gesundheitlichen Bereich auszunutzen.

Via: Aging

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