Mit der Übernahme des US-Unternehmens Monsanto wollte Bayer eigentlich das eigene Kerngeschäft stärken und international weiter an Bedeutung gewinnen. Bisher allerdings brachte dies dem deutschen Konzern vor allem zahlreiche Rechtsstreitigkeiten ein. Schlagzeilen machten vor allem die zahlreichen Glyphosat-Klagen in den Vereinigten Staaten. Anfangs war das Unternehmen noch zuversichtlich, diesen juristisch erfolgreich begegnen zu können. Nach gleich mehreren Verurteilungen zu hohen Schadensersatzsummen arbeitet Bayer nun aber an einem Vergleich. Dieser könnte mehr als zehn Milliarden Euro kosten. Glyphosat ist allerdings nicht das einzige Rechtsrisiko im Monsanto-Erbe. Denn Bayer muss sich nun in den Vereinigten Staaten auch für den Einsatz von Polychlorierten Biphenylen (kurz: PBC) in der Vergangenheit verantworten. Dabei handelt es sich um toxische Schadstoffe, die Monsanto einst unter anderem als Weichmacher in Lacken und Dichtungen einsetzte.


Bild: Karen Eliot / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

Die Geschworenen folgten den Argumenten des Konzerns nicht

Die teilweise verheerenden Folgen für Mensch und Natur soll der Konzern hingegen bewusst verschwiegen haben, so der Vorwurf zahlreicher Kläger. In Seattle zogen beispielsweise vier Lehrer vor Gericht, an deren Schule fluoreszierende Lampen mit PBC zum Einsatz kamen. Sie machen die Schadstoffe für Schädigungen am Gehirn verantwortlich. Bayer hingegen verweist auf Untersuchungen, die in der betroffenen Schule nur extrem geringe Mengen an PBC nachwiesen. Die Geschworenen wollten dieser Argumentation allerdings nicht folgen. Stattdessen verurteilten sie Bayer zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 185 Millionen Dollar. Im Rechtssystem der Vereinigten Staaten kann der eingesetzte Berufsrichter nun zwar noch die Summe reduzieren, nicht aber den Schuldspruch an sich aufheben. Für Bayer ist dies keine gute Nachricht. Denn eine Verurteilung zu solch einer hohen Schadensersatzsumme könnte zahlreiche weitere potenzielle Kläger ermuntern, ebenfalls vor Gericht zu ziehen.

Inzwischen darf PBC weltweit nicht mehr verwendet werden

Bayer hat daher auch sofort angekündigt, in Berufung zu gehen. Allerdings handelt es sich nicht um die einzige aktuell laufende PBC-Klage in den Vereinigten Staaten. Denn vor einem Bundesbezirksgericht haben gleich mehrere US-Städte Bayer verklagt, weil öffentliche Gewässer mit PBC verschmutzt wurden. Hier scheint sich der deutsche Konzern auf eine Einigung einlassen zu wollen. Die Details müssen allerdings noch ausgehandelt werden. PBC gehört zu den als „dreckiges Dutzend“ bekannt gewordenen besonders gefährlichen organischen Schadstoffen. In den USA wurde der Einsatz daher bereits 1979 verboten. Deutschland zog Ende der 1980er Jahre nach. Inzwischen darf die Chemikalie weltweit nicht mehr verwendet werden. Dass es sich um ein hochgefährliches Produkt handelt, wird also von niemandem mehr bezweifelt. Die Frage ist vielmehr, wann Monsanto von der Gefahr wusste und ob das Unternehmen rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleitete.


Via: Die Zeit

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