Die Produktion von Stahl gehört zu den klimaschädlichsten Prozessen überhaupt. In konkreten Zahlen ausgedrückt, bedeutet dies: Bei jeder produzierten Tonne Stahl werden 1,7 Tonnen an CO2-Emissionen freigesetzt. Der Grund: In den Hochöfen wird noch immer Kokskohle verbrannt, um die benötigten Temperaturen zu erreichen. Zukünftig könnten die Hochöfen allerdings durch Direktreduktionsanlagen ersetzt werden. Hier würde dann grüner Wasserstoff anstelle der Kohle genutzt werden. Die entsprechende Umrüstung ist allerdings extrem teuer und wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Die Ingenieure bei ThyssenKrupp haben sich daher parallel dazu auch einmal angeschaut, ob man die bestehenden Prozesse nicht noch optimieren kann. Tatsächlich haben sie nun ein Verfahren entwickelt, dass die CO2-Bilanz der Stahlproduktion um immerhin siebzig Prozent verbessert. Der große Vorteil zudem: Die klimafreundliche Herstellung kann sofort realisiert werden. Tatsächlich wurden auch schon die ersten Bestellungen ausgeliefert.


Bild: ThyssenKrupp

Eisenschwamm statt Eisenerz reduziert den Kohleverbrauch

Der unter dem Namen „bluemint Steel“ vermarktete klimafreundlichere Stahl wird ermöglicht, indem ein Teil des Eisenerzes einer chemischen Reduktion unterzogen wird. Dadurch erhält man zunächst Eisenschwamm. Dieser wiederum kann ebenfalls in den Hochöfen weiterverarbeitet werden. Der Clou allerdings: Eisenschwamm schmilzt bereits bei niedrigeren Temperaturen, weshalb weniger klimaschädliche Kokskohle verfeuert werden muss. Dadurch reduziert sich auch die Menge an verursachten CO2-Emissionen signifikant. Dies wurde auch von den Experten des international bekannten Zertifizierers DNV bestätigt. Schon im nächsten Jahr sollen nun 50.000 Tonnen des „bluemint Steel“ produziert werden. Ab dem Jahr 2025 ist dann die Produktion von 500.000 Tonnen jährlich geplant. Nicht kommuniziert wurde bisher allerdings, um wie viel teurer der klimafreundlichere Stahl gegenüber den konventionellen Produkten ist. Nicht zuletzt davon dürfte allerdings abhängen, wie viele Kunden sich letztlich finden werden.

Der Kauf von CO2-Zertifikaten wird immer teurer

Die Reduktion der CO2-Emissionen ist für ThyssenKrupp kein reiner Selbstzweck. Vielmehr sind damit auch handfeste finanzielle Aspekte verbunden. Denn die Stahlindustrie ist in den Zertifikatehandel innerhalb der Europäischen Union eingebunden. Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet dies: Für jede verursachte Tonne CO2 muss ein entsprechendes Zertifikat vorhanden sein. Allerdings wird nur ein Teil davon kostenlos zugeteilt. Die restlichen Zertifikate müssen dann zugekauft werden. Lange Jahre gab es aber ein Überangebot, sodass die Preise extrem niedrig lagen. Dies hat sich in den letzten Monaten geändert. Konkurrenten von ThyssenKrupp – etwa der Salzgitter-Konzern – haben sich allerdings in den letzten Jahren preisgünstig mit Zertifikaten eingedeckt. Sie sind daher von den aktuellen Preissteigerungen zunächst nicht betroffen. Für ThyssenKrupp hingegen stellen die Zertifikate einen immer größer werdenden Kostenfaktor dar. Dieser reduziert sich aber, wenn die eigenen CO2-Emmisionen gesenkt werden können.


Via: ThyssenKrupp

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