Ein Großteil des globalen Warenaustausches wird mithilfe von Containerschiffen abgewickelt. Die Analyse der Situation auf den Weltmeeren kann daher immer wieder spannende Entwicklungen in den Fokus rücken. So hatten die Vereinigten Staaten in den letzten Monaten mit massiven Problemen an den Häfen der Westküste zu kämpfen. Dort stauten sich immer mehr Containerschiffe, so dass die Häfen mit dem Be- und Entladen gar nicht mehr hinterherkamen. Der Grund: Nach der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage nach Konsumgütern in den USA sprunghaft an. Folgerichtig machten sich zahlreiche Schiffe auf den Weg, um die Güter aus Asien dorthin zu bringen. Inzwischen hat die Lage sich hier aber wieder beruhigt. Die sich eintrübende wirtschaftliche Entwicklung inklusive Inflation dürfte die Konsumlaune gedämpft haben. Den Beobachtungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zufolge hat sich das Problem aber nur verlagert: Aktuell stecken zahlreiche Containerschiffe in der Nordsee fest.


Bild: Maersk Line, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

Der Abtransport an Land funktioniert nur eingeschränkt

Konkret geht es um rund einhundert Schiffe mit jeweils Zehntausenden von Containern. In jedem Container befinden sich wiederum Waren im Wert von durchschnittlich 40.000 Euro. Es sind also gewaltige Werte, die auf der Nordsee schwimmen und nicht abgeladen werden können. Die Gründe für den Stau an den Häfen sind vielfältig. So gab es kürzlich Warnstreiks in den norddeutschen Häfen. Die Probleme waren allerdings auch davor schon aufgetreten. Entscheidender dürfte daher die Tatsache sein, dass der Weitertransport an Land nicht richtig funktioniert. Denn in den Häfen laufen die Abstellflächen für Container über. Eigentlich müssten diese von den Importeuren abgeholt werden. Doch diese haben selbst mit zusammengebrochenen Lieferketten und massiven Logistikproblemen zu kämpfen. Dass der Gütertransport auf der Schiene aktuell ebenfalls mit Problemen zu kämpfen hat, verbessert die Situation nicht gerade. Zumindest der Nord-Ostsee-Kanal, der in diesem Jahr schon mit Software-Problemen zu kämpfen hatte, kann aktuell aber uneingeschränkt genutzt werden.

Russlands Warenströme verschieben sich nach Asien

In den russischen Häfen lässt sich wiederum momentan eine Umleitung der Handelsströme beobachten. So ist das Frachtaufkommen im Hafen von St. Petersburg massiv eingebrochen. Dieser wird vor allem für den Handel mit Europa genutzt. Wegen der westlichen Sanktionen, die aufgrund des Angriffskriegs in der Ukraine erlassen wurden, ist hier ein deutlich verringerter Warenstrom zu beobachten. Gleichzeitig steigt aber das Frachtaufkommen in den Häfen, die für den Handel mit Asien prädestiniert sind. Offensichtlich wird also versucht, die Güter auf anderen Wegen zu erlangen. Bisher gelingt dies allerdings nur teilweise. Die russischen Importe insgesamt liegen noch deutlich unter dem Niveau von vor Kriegsbeginn. Eine weitere interessante Beobachtung lässt sich auf dem Roten Meer machen. Auf dieser wichtigen Handelsroute zwischen Asien und Europa sind aktuell zwanzig Prozent weniger Schiffe unterwegs als eigentlich zu erwarten wäre. Hier zeigen sich die Folgen der drastischen Lockdowns in China.


Via: Handelsblatt

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