Die sogenannte thermische Kopplung ist ein seit langem bekanntes Modell. Es besagt, dass Wärme im Laufe der Zeit von einem System auf das nächste übergeht. Erwärmt sich also die Luft, erhöht sich irgendwann auch die Bodentemperatur. Ein klassisches Beispiel dafür konnten Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nun in Bayern finden. Dort werteten sie die Daten von 35 über das gesamte Bundesland verteilten Grundwasser-Messstationen ab und verglichen diese mit Auswertungen aus den 1990er Jahren. Das Ergebnis: Es konnte ein flächendeckender Temperaturanstieg um durchschnittlich ein Grad Celsius verzeichnet werden. Das Grundwasser ist heute also wärmer als noch vor zwanzig Jahren. Dies ist interessant, weil die Temperaturentwicklung tief im Boden sehr träge verläuft. Einzelne Schwankungen der Lufttemperatur spielen ab einer Tiefe von 15 Metern keine Rolle mehr.


Die Datenlage ist deutschlandweit noch sehr lückenhaft

Die Temperaturentwicklung des Grundwassers gibt daher Aufschluss über langfristige Entwicklungen. Vereinzelt wurden daher auch schon in der Vergangenheit entsprechende Messungen durchgeführt. Ein kontinuierliches Monitoring findet bisher aber nicht statt. Weil die Datenlage so lückenhaft ist, lassen sich die Ergebnisse auch nicht zwingend auf ganz Deutschland übertragen. Die beteiligten Forscher gehen aber davon aus, dass sich eine mehr oder wenige starke Erwärmung fast überall nachweisen lassen wird. Noch allerdings ist dies vor allem auf die oberen Schichten begrenzt. Bei Messungen, die noch weiter in die Tiefe gingen, reduzierte sich die Erwärmung auf nur noch 0,3 Grad Celsius im Schnitt. Sollte sich die Erderwärmung aber weiter fortsetzen, sind auch hier zukünftig höhere Werte zu erwarten. Eine kontinuierliche Erfassung der Daten wäre daher durchaus sinnvoll.


Für die Geothermie ist die Entwicklung erfreulich

Unklar ist zudem noch, wie sich der Anstieg der Wassertemperatur auf die Ökosysteme im Boden auswirkt. Grundsätzlich sind diese natürlich an die normalerweise herrschende Temperatur angepasst. Eine Erwärmung setzt die vorhandenen Mechanismen also zumindest unter Druck. So sind unter anderem Auswirkungen auf das Wachstum von Mikroben zu erwarten. Auf der anderen Seite könnte es aber auch konkrete Vorteile geben. Denn der in Bayern gemessene Temperaturanstieg des Grundwassers entspricht in etwa zehn Prozent des jährlichen Heizbedarfs. Mithilfe der Geothermie könnte also zumindest ein Teil der zusätzlichen Wärme sinnvoll genutzt werden. In diesem Bereich findet aktuell zudem eine wichtige Veränderung statt. Denn bisher wird das Verfahren vor allem genutzt, um Neubauten mit Wärme zu versorgen. Dabei wird in der Regel nur wenige Meter tief gebohrt. Zukünftig sind aber auch industrielle Anlagen geplant. Bei der sogenannten Tiefengeothermie geht es tausende Meter tief ins Erdreich.

Via: Der Spiegel

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