Rund drei Viertel der Pflanzen weltweit sind auf die Arbeit von tierischen Bestäubern angewiesen. Dies gilt auch für viele Nutzpflanzen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Bestäuber kann daher kaum überschätzt werden. Gleichzeitig sinken deren Populationen aber weltweit seit einigen Jahren und Jahrzehnten massiv. Da scheint es auf der Hand zu liegen, dass auch die weltweite Produktion an Gemüse, Früchten und Nüssen von dieser Entwicklung nicht unbeeinflusst bleibt. Nun haben Forscher an der Harvard University die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit einmal näher in den Blick genommen. Das Ergebnis ist durchaus überraschend: Demnach sind schon heute weltweit pro Jahr rund 500.000 vorzeitige Todesfälle auf die gesunkenen Bestäuber-Populationen im Tierreich zurückzuführen. Dies entspricht in etwa einem Prozent aller globalen Todesfälle. Verantwortlich dafür ist die Tatsache, dass weniger gesunde Lebensmittel zur Verfügung stehen und sich dies negativ auf die Ernährung von vielen Menschen auswirkt.


Eine Honigbiene entfernt sich von einer Blüte

Die Studie nutzte eine extrem breite Datenbasis

Konkret kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass der Mangel an Bestäubern zu einem Ertragsrückgang um drei bis fünf Prozent an gesundem Gemüse, frischem Obst und nährreichen Nüssen führte. Um zu diesen Ergebnissen zu kommen haben die Forscher Daten von hunderten Landwirten weltweit ausgewertet. Außerdem flossen allgemeine Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen bestimmter Ernährungsarten in die Prognose ein. Selbiges gilt für das Zusammenspiel verschiedener Faktoren innerhalb des Ökosystems und deren Auswirkungen auf den Ertrag von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Mithilfe eines Computermodells wurden zudem die globalen Warenströme im Lebensmittelhandel ausgewertet. Auf dieser sehr breiten Basis entstand dann letztlich das Ergebnis der Studie. Zu den gesundheitlichen Folgen einer nicht ausgewogenen Ernährung gehören unter anderem Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Diabetes und auch bestimmte Krebsarten. Erstmals wurden diese Erkrankungen nun in direkten Zusammenhang mit dem Rückgang an Bestäubern gebracht.


Der Mensch kann die Problematik entschärfen

Allerdings sind die Auswirkungen nicht überall auf der Welt gleich stark zu spüren. Menschen in reichen Ländern wie Deutschland sind nämlich auch weiterhin in der Lage, gesunde Lebensmittel zu kaufen. Diese werden durch die Ernteausfälle lediglich ein wenig teurer. Anders sieht dies aber in den großen Schwellen- und Entwicklungsländern wie Russland, Brasilien oder Indien aus. Dort sind der Studie zufolge die meisten der vorzeitigen Todesfälle dieser Art zu verzeichnen. Allerdings machen die Forscher in einem Punkt auch ein wenig Hoffnung. Denn die Verdrängung der Bestäuber ist auf menschliches Verhalten zurückzuführen. Folgerichtig hat es der Mensch auch in der Hand, diese Entwicklung wieder umzukehren. Die dafür nötigen Maßnahmen sind teilweise recht einfach umzusetzen. Dies gilt etwa für entsprechende Schutzstreifen am Rand von landwirtschaftlichen Flächen. Andere Dinge – etwa das Verbot von bestimmten Pestiziden – sind hingegen deutlich schwerer zu realisieren.

Via: The Guardian

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