Die Straßen in Berlin sind insbesondere tagsüber notorisch verstopft. In vielen Fällen geht es für Fußgänger daher deutlich schneller, wenn sie die U-Bahn benutzen. Für den Warentransport ist dies aber allenfalls nachts eine ernstzunehmende Ausweichmöglichkeit. Die Deutsche Post hat sich daher eine andere Alternative einfallen lassen: Sie will Pakete zukünftig auf dem Wasser transportieren. Tatsächlich gibt es in Berlin bereits ein vergleichsweise gut ausgebautes Netz an Wasserstraßen. Bisher wird dieses aber nur spärlich genutzt. Ausreichend Platz für den Transport ist daher vorhanden. Der Wechsel auf das Wasser soll aber nicht nur den Straßenverkehr entlasten. Vielmehr geht es auch darum, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Deshalb beteiligt sich die Deutsche Post gemeinsam unter anderem mit der TU Berlin an einem Forschungsprojekt namens A-Swarm. In diesem Rahmen soll nun der Einsatz eines Solarschiffs für den Pakettransport getestet werden.


Bild: Deutsche Post DHL / Jens Schlüter

Das Solarschiff muss nicht extern geladen werden

Den Angaben des Unternehmens zufolge handelt es sich um ein reines Solarschiff. Theoretisch wird also keine weitere Energiequelle benötigt. Allerdings gibt es natürlich Zeiten mit mehr und mit weniger Strom. Deshalb wurde das Schiff mit Batterien ausgestattet, um auch in Zeiten mit schwacher oder keiner Sonnenstrahlung operieren zu können. Im reinen Batteriebetrieb kann das Postschiff immerhin noch sechs bis acht Stunden auf dem Wasser unterwegs sein. Das etwas mehr als zehn Meter lange Schiff verfügt über einen Elektromotor mit einer Antriebsstärke von fünf Kilowatt. Dies reicht aus für eine Maximalgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern. Geschwindigkeitsrekorde sollen mit dem Schiff aber ohnehin nicht aufgestellt werden. Vielmehr geht es darum insgesamt vier bis fünf Paketwagen mit jeweils bis zu 250 Sendungen innerhalb von maximal 100 Minuten aus einem Paketzentrum im Westen Berlins in den Südhafen in Spandau zu transportieren.

Perspektivisch sollen die Schiffe autonom fahren

Von dort aus erfolgt dann die eigentliche Zustellung an den Kunden. Auch hier setzt man auf eine klimaneutrale Vorgehensweise: Die Zustellung erfolgt per Elektro-Lastenrad. Sollte sich der jetzt begonnene Test als erfolgreich erweisen, plant die Deutsche Post zum einen weitere Solarschiffe in Betrieb zu nehmen. Parallel dazu ist angedacht, die Route auf dem Wasser zu erweitern. Denkbar ist etwa eine Verlängerung bis zum Westhafen oder sogar nach Neukölln oder Mariendorf. Gleichzeitig verfolgen die beteiligten Forscher auch den technologischen Fortschritt intensiv. Denn grundsätzlich ist geplant, dass die Solarschiffe irgendwann vollkommen autonom auf den Berliner Gewässern unterwegs sind. Theoretisch ist dies bereits möglich. Die dafür benötigten Technologien befinden sich aber – etwa in Norwegen – noch in der Erprobungsphase. Ob auch andere Städte für den Pakettransport auf dem Wasser in Frage kommen, ist aktuell ebenfalls noch offen.


Via: Deutsche Post DHL

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    8. Oktober 2022 at 21:09

    Die lange Geschichte der Elektroboote und -schiffe läßt sich bis 1838 zurückverfolgen, wobei die direkte Versorgung mit Solarstrom in Deutschland erstmals vermutlich durch den Erfinder Heinz Hayn im Jahr 1983 erfolgte: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_11_13_mobile_anwendungen_elektroschiffe_1.htm#Solarschiffe

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