Facebook entwickelt sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer Datenkrake, die hinter Google, der Mutter aller Datenkraken, nicht mehr zurücksteht. Die neuen Emojis, die Facebook vor Kurzem als Reaktionsmöglichkeit auf Posts einführte, dienen ebenfalls diesem Ziel: Den Nutzer noch besser durchschauen zu können.


Mehr Daten für Facebook

Wer gestern seinen Facebook-Feed aufrief, den erwartete eine Überraschung: Statt des altbekannten “Like”-Buttons können Nutzer in dem größten Sozialen Netzwerk der Welt nun mit 5 verschiedenen Emojis auf Posts reagieren. Die neuen Reaktionsmöglichkeiten umfassen “wütend”, “traurig”, “wow”, “haha” und “Liebe”. Auch ein fast schon altmodisches “Gefällt mir” ist noch möglich.


Nun kann man über die Aufmachung des neuen Features streiten, Fakt ist aber, dass die Nutzer sich schon länger mehr Möglichkeiten wünschen, auf einen Post zu reagieren. Ein “Gefällt mir” unter einer Meldung, deren Inhalt einem eigentlich gar nicht gefällt, fühlt sich halt etwas befremdlich an. Hört Facebook also lediglich auf die Wünsche seiner Nutzer? Eher nicht. Die neuen Emojis sind vor allem eines: Eine Möglichkeit für Facebook, noch mehr Daten über seine Nutzer zu sammeln.

So sieht das auch Stefan Rüping, Geschäftsfeldleiter Big Data Analytics beim Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS. In einem Interview gegenüber jetzt.de erklärte der Experte: “Der Facebook Algorithmus ist darauf ausgelegt, den Leuten die Posts zu zeigen, die für sie Relevanz haben. Je mehr Informationen ich dafür habe, je mehr Informationen ich also in den Platzierungsalgorithmus einfließen lassen kann, desto besser geht das.”.

Datenanalyse für Fortgeschrittene

Die neuen Emojis helfen Facebook auf mehreren Ebenen. Zum einen werden die User motiviert, mehr auf Posts zu reagieren. Wo ein “Gefällt mir” bisher unangemessen erschien, sind nun deutlich mehr Möglichkeiten für eine Reaktion vorhanden. Zum anderen ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, die Reaktionen des Nutzers zu analysieren. Facebook verdient sein Geld mit Werbung. Durch die Emojis gewinnt das Unternehmen mehr Daten, die genutzt werden können, um die Werbung noch persönlicher auf den jeweiligen Nutzer zuzuschneiden. Außerdem können Unternehmen mit Facebooks Hilfe so besser analysieren, wie die Nutzer auf ihre Produkte reagieren. Die Analyse von Emotionen in Sozialen Netzwerken ist ein Feld, das in letzter Zeit immer mehr Bedeutung erlangt. Die neuen Emojis dürften dabei durchaus behilflich sein.

Der Like-Button auf Steroiden

Hinter den neuen Reaktionsmöglichkeiten steckt monatelange Arbeit. Ursprünglich wollten die Nutzer einen “Gefällt mir nicht”-Button, aber Facebook-Gründer Mark Zuckerberg war mit dieser Variante nicht einverstanden. Also analysierten Facebook-Mitarbeiter die Reaktionen der User auf Posts und kategorisierten diese. Dabei wurden sie von Sozialwissenschaftlern unterstützt. Am Ende ergaben sich fünf Kategorien, die sich in den fünf neuen Emojis niederschlugen.

Als Facebook den Like-Button einführte, katapultiere dieser Schritt das Unternehmen in den Himmel der Datensammler. Facebook war nun durch den Like-Button auch auf anderen Webseiten vertreten und konnte auf einmal Nutzerdaten aus dem ganzen Internet sammeln. Das Ändern des Like-Buttons eröffnet dem Unternehmen diesbezüglich neue Möglichkeiten. Denn die Reaktionen auf Artikel, Webseiten oder Posts fällt nun nicht mehr nur binär aus (“Gefällt mir” oder eben keine Reaktion“) sondern es sind nun insgesamt 7 Möglichkeiten gegeben, auf einen Beitrag zu reagieren: Die fünf Emojis, ”Gefällt mir“ und keine Reaktion.

Vorgeschobener Nutzen für die User

Die Datensammelwut von Facebook ist vielen Nutzern bekannt, wird aber toleriert. Einige Nutzer dürften auch im Sozialen Netzwerk unterwegs sein, ohne dass ihnen bewusst ist, wie viel sie dabei von sich preisgeben. Der Nutzen, den Facebook aus den neuen Emojis zieht, wird sich ebenfalls eher im Hintergrund abspielen. Im Vordergrund bietet das Unternehmen seinen Nutzern damit einfach mehr Möglichkeiten, schnell und unkompliziert auf einen Post zu reagieren. Vor dem weltweiten Rollout hat Facebook das neue Design des Like-Buttons monatelang in mehreren Ländern getestet. Nach den Anschlägen in Paris haben die Nutzer in den Testländern die neue Funktion rege genutzt. “Es hat sich anders angefühlt, an diesem Tag Facebook zu benutzen”, so Chris Cox, der kreative Kopf hinter dem neuen Feature.

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