Schon seit vielen Jahren wird an der Nutzung von antimikrobiellen Peptiden geforscht. Dabei handelt es sich um kleine Proteine, die aus natürliche Art und Weise auch im menschlichen Immunsystem vorkommen. Die Idee: Werden die Peptide auf eine offene Wunde aufgebracht, verhindern sie Infektionen. Dabei greifen sie aber nur die äußeren Membranen der Bakterien an. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass sich auch keine Resistenzen entwickeln können. Theoretisch handelt es sich also um eine fast perfekte Art der Wundversorgung. Vor der praktischen Anwendung galt es allerdings noch ein sehr konkretes Problem zu lösen. Denn die Peptide bauen sich extrem schnell ab, wenn sie mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Diese Eigenschaft ist logischerweise eher unpraktisch, wenn ein Material auf eine offene Wunde aufgetragen werden soll.


Das Material kann direkt auf der Wunde aufgetragen werden

Wissenschaftler der schwedischen Chalmers University of Technology haben nun allerdings ein nanostrukturiertes Hydrogel entwickelt, in das die Peptide eingearbeitet werden können, ohne dass die gewünschte Wirkung verloren geht. Im Gegenteil: Bei ersten Tests konnte eine sehr hohe Wirksamkeit festgestellt werden. Das neu entwickelte Material ist zudem nicht giftig und kann daher tatsächlich direkt auf der Wunde aufgebracht werden. Dort übt es dann eine schützende Funktion aus und bekämpft gleichzeitig möglicherweise schon vorhandene Keime. Die Neuentwicklung ist zudem so flexibel, dass theoretisch verschiedene Anwendungsformen denkbar sind. Neben einer Art Pflaster wird beispielsweise auch über ein Wundspray nachgedacht. Die schützende Schicht könnte so relativ einfach an die Größe der Wunde angepasst werden. Die Wirksamkeit soll durch diese Form der Anwendung nicht beeinträchtigt werden.


Auch ein Einsatz bei Tieren wird bereits erprobt

Den Angaben der beteiligten Wissenschaftler zufolge ist es damit erstmals gelungen, antimikrobielle Peptide erfolgreich in ein kommerzialisierbares Medizinprodukt zu integrieren. Aktuell laufen noch klinische Studien. Die dafür verantwortlichen Personen gehen davon aus, dass schon im nächsten Jahr eine CE-Kennzeichnung vorliegen wird. Diese wiederum ist die Voraussetzung für den kommerziellen Vertrieb. Verantwortlich für die Vermarktung wird dann das Startup Amferia sein. Der potenzielle Markt könnte zudem noch über die Behandlung von Menschen hinausgehen. So wird aktuell an einem Wundpflaster für Haustiere gearbeitet, das ebenfalls auf dem neu entwickelten bakteriziden Material basieren soll. Auch diese Anwendungsart könnte dazu beitragen, die Entstehung von Resistenzen zu verhindern. Dies wiederum könnte zukünftig zahlreiche Todesfälle verhindern. Vorausgesetzt natürlich das neue Material erfüllt tatsächlich die Erwartungen.

Via: New Atlas

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