Forscher in Basel sind auf dem Weg zu einer vielversprechenden Behandlungsmethode für Krebs. Sie lassen Brustkrebszellen künstlich heranreifen, genauer gesagt sie zu differenzieren, um sie in einen normaleren Zelltyp umzuwandeln, der nicht mehr gefährlich ist. Differenzierung ist eine therapeutische Strategie, die bei der Behandlung von Blutkrebs bereits erfolgreich eingesetzt wird, jedoch noch nicht bei soliden Tumoren. In der Zeitschrift „Oncogene“ berichtet nun eine Forschungsgruppe um Mohamed Bentires-Alj, Professor für experimentelle Krebschirurgie an der Universität Basel und dem zugehörigen Hospital, über vielversprechende neue Ergebnisse. Den Forschenden gelang es, die Differenzierung zur Behandlung eines besonders aggressiven Karzinoms einzusetzen, des dreifach-negativen Brustkrebses. „Wir zeigen hier, dass wir Brustkrebszellen in weniger schädliche Zellen umwandeln können, die aufhören zu wachsen», sagt Bentires-Alj. Krebszellen sind Überlebenskünstler Krebs entsteht, wenn Zellen unkontrolliert wachsen und sich im Körper ausbreiten. Krebszellen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von normalen Zellen. Eines ihrer Merkmale ist ihre hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umgebungen im Körper sowie an medikamentöse Behandlungen. Sie sind wahre Überlebenskünstler. In dieser Eigenschaft ähneln sie Stammzellen oder Zellen in einem frühen Stadium der Reifung. Das Hormon Östrogen wirkt als Signalmolekül in Zellen, indem es sich an den ihm zugehörigen Rezeptor, den Östrogenrezeptor, bindet und dadurch eine Reihe biologischer Prozesse auslöst. In der gesunden Brust sind Zellen, die den Östrogenrezeptor produzieren, reife, spezialisierte Brustzellen, die sich nicht vermehren. Was sich bei Krebs verändert Im Gegensatz dazu vermehren sich Zellen mit Östrogenrezeptor bei einem Subtyp von Brustkrebs erheblich. Dieser macht etwa 75 Prozent aller Brustkrebsfälle aus. Da diese Tumore für Östrogen empfänglich sind, können sie mit anti-östrogenen Therapien behandelt werden, die sich als sehr wirksam etabliert haben. Umwandeln statt ankurbeln Brusttumore vom dreifach-negativen Subtyp hingegen reagieren weder auf Östrogene noch auf Anti-Östrogene. „Unsere ursprüngliche Idee war es, die Produktion des Östrogenrezeptors künstlich anzukurbeln, um den dreifach negativen Brusttumor in einen normalen Tumor umzuwandeln, der behandelbar ist“, so Milica Vulin, die zum Team gehört. In Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Novartis testete das Forschungsteam mehr als 9500 Substanzen auf diese Wirkung. Dabei stellte sich heraus, dass eins der Präparate ein wichtiges Protein hemmt. In der Folge wurden aus den Krebszellen nahezu normale Zellen, die das Wachstum einstellen. Auf dieser Basis entwickeln die Forscher jetzt eine neue Therapie. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter