Die Geschichte der Halbinsel Krim ist lang und komplex. Nach der Auflösung der Sowjetunion war sie jedenfalls zunächst als Autonome Republik Teil des ukrainischen Staates. Seit dem Jahr 2014 ist das Gebiet allerdings von Russland besetzt. Faktisch steht es daher nun unter russischer Kontrolle. Offiziell anerkannt wird dies allerdings nur von Syrien, Kuba und Nordkorea. Der Rest der Staatengemeinschaft betrachtet die Halbinsel weiterhin als Teil der Ukraine. Diese komplizierte geopolitische Lage bleibt für die Bewohner der Krim nicht ohne Folgen. Denn nach zwei vergleichsweise trockenen Jahren droht der Halbinsel nun das Wasser auszugehen. So ist das „Meer von Simferopol“ – ein riesiger Stausee zur Wasserversorgung der Hauptstadt Simferopol – inzwischen nur noch zu elf Prozent gefüllt. Auch andere Wasserspeicher sind weit von ihren Höchstständen entfernt.


Bild: Gemeinfrei

Nach der Annexion wurde der Nord-Krim-Kanal trockengelegt

In den meisten Städten des umstrittenen Gebiets ist die Wasserversorgung daher auf einige Stunden pro Tag begrenzt. Die Böden sind zudem zunehmend ausgetrocknet und lassen sich immer schwerer bewirtschaften. Verantwortlich für die Situation ist nicht zuletzt die politische Situation. Denn in der Vergangenheit leitete der Nord-Krim-Kanal Wasser aus dem Dnipro auf die Halbinsel. Dadurch konnten rund 85 Prozent des Verbrauchs gedeckt werden. Doch nach der Annexion kappte die Ukraine die Wasserversorgung. Wasser wurde dadurch zunächst zum raren Gut. Zwei trockene Sommer zuletzt sorgten dann dafür, dass die Situation endgültig schwierig wurde. Die lokalen russischen Behörden versuchen die Verantwortung von sich zuweisen und kündigten an, die Ukraine auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen zu wollen. Experten räumen diesem Vorhaben aber nur wenig Chancen ein.

Meerwasserentsalzung ist eine kostspielige Angelegenheit

Deshalb wird nun auf russischer Seite intensiv über Alternativen zur Versorgung über den Kanal diskutiert. In einem ersten Schritt sollen nun zunächst die maroden Wasserleitungen ausgebessert werden. Dadurch gibt es zwar auch nicht mehr Wasser auf der Halbinsel, aber es kommt zumindest mehr bei den Verbrauchern an. Theoretisch wäre es zudem denkbar, Meerwasserentsalzungsanlagen zu errichten. Das traditionell unter Wassermangel leidende Israel wurde auf diese Weise sogar zum Wasserexporteur. Die Anlagen sind allerdings recht kostspielig und verbrauchen viel Energie. Daher ist nun das Asowsche Meer ins Blickfeld der Planer gerückt. Genau genommen geht es um Frischwasservorkommen, die sich unterhalb des Meeresbodens befinden sollen. Könnten diese durch Bohrungen angezapft werden, ließe sich die Wasserversorgung zumindest für die nächsten 100 Jahre decken, so die Hoffnung.


Via: Der Standard

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